Was ist GIVE?
GIVE ist eine Forschungsinstitution, die transdiziplinär nach dem Bootstrap Prinzip arbeitet.
Transdisziplinär bedeutet, daß Projekte nicht nur von verschiedenen Wissenschaftsdiziplinen bearbeitet werden, sondern daß darin die praktischen Akteure eine große Rolle spielen. Das bedeutet, daß sich eine Gruppe, in welcher Theoretiker und Praktiker zusammenarbeiten, ein praktisches Ziel setzt, das jenseits gängiger und erprobter sozialer Praxis liegt. Innovationen spielen eine entscheidende Rolle; die "Theoretiker" sollen den Raum der Möglichkeiten aufzeigen und erweitern, während die "Praktiker" diese Möglichkeiten ständig auf Konsistenz und Durchführbarkeit überprüfen.
"Bootstrap" (von englisch Schnürsenkel, an denen sich eine Sagengestalt hochzog wie Münchhausen an seinen Haaren) bedeutet, daß sich die Details des Prozesses erst während des Prozesses herausstellen.
Wesentlich ist dennoch eine Zielvorstellung, die die Gruppe eint und auch die Neugierde der Gruppe darauf, wie das Ziel zu erreichen ist.
Ziel von GIVE ist nun, das Problemlösungspotential der Kombination von ländlichem Raum und Informationsreichtum für die verschiedensten sozialen Problemfelder auszuloten.
- für den ländlichen Raum selbst - als Strategie der Erhaltung von Lebensräumen und Kulturlandschaft
- für städtische Räume - als Lösung der sich in Ballungsräumen akkumulierenden Probleme
- für globale ökologische Probleme - als Strategie der effizienteren Nutzung von Ressourcen
- für das Problem kultureller Diversität - die auf diese Weise konfliktärmer gelebt werden kann
Die Zielvorstellung "globales Dorf" umfaßt:
- eine Strategie für die Aufwertung des Lebensraums Dorf durch Innovationen, die die Handlungsfähigkeit vor Ort stärken
- eine Strategie für die möglichst rasche und nachhaltige Verbreitung dieser Innovationen (Open Source)
- eine Strategie für die Integration relevanter sozioökonomischer Akteure
- eine Strategie für die rasche Herstellung prototypischer Situationen
- eine Strategie für einen Einstieg über den Konnex von lokaler Entwicklung und Bildung
- eine Vision von Gestalt und Funktionsweise einer prototypischen Siedlungs- und Produktionsform, die auf dem In- und Miteinander von globalen Informationssystemen und optimiertem lokalen Reproduktionssystem aufgebaut ist.
- eine Vision vom Zusammenwirken dieser globalen Dörfer, Regionen mit Städten und Agglomerationen.
Sinnvoll wäre es einerseits, solche Menschen zusammenzuführen, die verschiedene Elemente in dieser Vision besonders gut einbringen und bearbeiten können, und andererseits an einzelnen prototypischen Situationen mit der Umsetzung in gelebte Realität zu beginnen.
a) was wären die wesentlichen zu integrierenden Ansätze?
- eine an der Subsistenzthematik interessierte, aber zugleich die Armseligkeiten der Subsistenz ablehnende Beschäftigung mit von der Marktwirtschaft ausgegrenzten peripheren Gemeinschaften (zum Beispiel Russlandforschung von Kai Ehlers).
- eine Beschäftigung mit kooperativen Formen der Vergesellschaftung in bisher individualisierten marktwirschaftsimmanenten Handlungsfeldern (z.B. die Handwerksmodelle von Christine Ax)
- eine Beschäftigung mit neuen Formen der Bildung und der auf Selbstentfaltung aufgebauten persönlichen Entwicklung (Frithjof Bergmann)
b) Wo existieren Prototypen für die Integration dieser Ansätze?
- aufspüren und studieren
- unterstützen und verbessern helfen (wenn die Akteure das wollen)
Bootstrap heißt natürlich nicht Schnürsenkel, das gäbe überhaupt keine Sinn, sondern gemeint ist eine Lasche oder Schlaufe am oberen, hinteren Ende des Stiefelschafts, die beim Anziehen hilfreich ist.