Diskussion

EMPOWERMENT

der Titel ist OK

Kapitalismus ist Imperialismus. Das zeigt sich in Hinsicht auf den hegemonialen Softwareproduzenten. Microsoft ist nicht böse, Gates nicht Satan. Microsoft ist nichts anderes als eine Firma, die strikt nach wirtschaftsliberalen Grundsätzen arbeitet. Wirtschaftlicher Liberalismus bedeutet nicht gleich Freiheit.

Kapitalismus ist vielleicht gar nicht mehr der Name der Gesellschaftsformation in der wir uns befinden. Traditionellerweise war Wirtschaft Versorgung, daß Wirtschaft zur gar nicht mehr versteckten Nötigung geworden ist, wirft enorme theoretische Probleme auf. Die sollten wir mal getrennt abhandeln.

Wir haben einen Vortragenden auf der Konferenz (Stefan Eissler) der mit gutem Grund die Identität von (ich nenne es mal:))Informationsfeudalismus mit liberalen Prinzipien bestreitet.

Besonders den armen Ländern muss die Double-bind-Situation aus Entwicklungsversprechen und Abhängigkeiten nur allzu vertraut vorkommen.

ja

Im Bereich der Software ist technologische Abhängigkeit leichter aufrechtzuerhalten als in anderen Bereichen: ein Auto funktioniert, einmal verkauft, als eine vom Hersteller relativ autonome Einheit. Es bleibt im Wesentlichen, was es ist. Ersatzteile können improvisiert werden. Software macht vielfach nur im Datenverbund Sinn. Die Regeln, nach welchen Software zusammenarbeitet, sind von einem hegemonialen Softwarehersteller leicht zu ändern, auch aus der Ferne. Die Erpressung braucht den Umweg über das Gesetz nicht mehr.

Wenn Du Dir die Entwicklung im Automobilbau anschaust, dann siehst Du, daß es eine strukturelle Tendenz gibt, Eigenarbeit auch im Hardwarebereich zu verunmöglichen. Golf- und Polo-Chassis waren früher auf gleichen Grundprinzipien aufgebaut, jetzt ist es fast unmöglich, hier mit standardisierten Ersatzteilen zu arbeiten. Man müßte sich das im Detail anschauen, aber es besteht die Tendenz großflächig genau nach denselben regeln zu verfahren. Hab ich in meinem Artikel für die Streifzüge anhand von Handyzubehör beschrieben.

Das hat nichts mit Produktivitäts- oder designfortschritt zu tun, sondern ist dieselbe Erpressungsmasche. Wenn schon, dann wär das auch eine - ja die zentrale - Begründung für Open Hardware.

==Closed-Source-Software steht einem Empowerment ärmerer Gesellschaften in mehrfacher Hinsicht im Wege:

Empowerment, sobald es Konkurrenzfähigkeit der Drittweltstaaten bedeutet, ist ohnehin aus der Liste der offiziellen Ehrentitel der Politik gestrichen...heute geht es nur mehr um Zuständigkeit für sie. Können sie sich überhaupt noch selbst verwalten, und wenn ja, für wessen Einflußsphäre sind sie da?

Closed-Source-Software beinhaltet also neben den primären Kostenfaktoren – Anschaffung – ein enormes Erpressungspotential, welches in den üblichen Kauf- und Wartungsverträgen nicht ersichtlich ist. Der zurzeit hegemoniale Softwarehersteller übt auf seine Kunden Druck aus, neue Produkte zu erwerben, indem er die Wartung für zuvor verkaufte Produkte schlicht nicht mehr anbietet.==

das tut auch Apple. sag ich Dir aus bitterer Erfahrung.

Da nicht nur der Quellcode, d. h. die auch vom Menschen lesbare Struktur der Software geheim ist, sondern mit ihm auch die zum Datenaustausch notwendigen Informationsstrukturen, etwa das Format einer Textdatei, ist es kaum möglich, Alternativen zu schaffen, die hundertprozentig mit der hegemonialen Software zusammenarbeiten – was notwendig ist, will sich alternative Software nicht in einer abgekoppelten “Parallelwirtschaft“ – die zumindest im Augenblick sehr utopisch scheint – erschöpfen.

Wenn ich es recht sehe, dann wollen wir aber doch diese alternative "Parallelwirtschaft" aufbauen helfen. So habe ich letztlich den Sinn des Referenzprojektes empfunden. Wenn gezeigt werden kann, daß so etwas wie eine ganze Welt von Produkten und Produktdesigns neu entsteht, dann wird es ganz wesentlich sein, daß die Beziehungen zwischen diesen Produkten und Produktdesigns solche der maximalen Ordnung, Modularität und Mehrfachnutzbarkeit sind: also genau die Eigenschaften, die die Wirtschaft derzeit in der produktenwelt systematisch untergräbt und kaputt macht.

==Closed-Source-Software widerspiegelt Bedürfnisse, Ideen und Ideologien der Gesellschaft, in der sie entwickelt wurde; ihre Entwicklung folgt im Großen einer Anpassung von oben, einem Top-Down-Prinzip. Lokalisierung erfolgt als Serviceoption, nicht als Notwendigkeit. Die Anpassung an eine weniger häufig gesprochene Sprache etwa befindet sich in einem Closed-Source-Projekt im Wettstreit mit strukturell gänzlich verschiedenen Faktoren: es ist zum Beispiel möglich, dass eine solche Anpassung der “Notwendigkeit“ eines neuen Verpackungsdesigns oder eines neuen Spielchens oder einer betrieblichen Umstrukturierung zum Opfer fällt.==

sehr guter Punkt. solche "Standardisierung" ist auch ein Punkt der Zerstörung von Reichtum, jede Sprache ist ein enormer Reichtum, weil sie eine eigene Denkwelt enthält.

==Es hat sich in der Praxis gezeigt, dass Closed-Source-Software dazu tendiert, mit ihren neuen Versionen zunehmend neue, leistungsfähigere Versionen von Hardware zu verlangen, was weitere ökonomische Abhängigkeiten erzeugt. ==

ein perverses Bündnis!

==Open-Source-Software kann hier teilweise als Lösung angesehen werden:

Die freie Verwendbarkeit ist hier nur ein – wenn auch nicht zu unterschätzender – Aspekt: GNU/Linux ist beispielsweise in lokal angepassten Varianten (etwa für Südafrika) erhältlich; Service kann durch die offene, von jedem einsehbare Struktur von lokalen Einrichtungen oder Firmen – durchaus auch auf kommerzieller Basis – geleistet werden. Das System ist, da es keiner Verkaufslogik – bigger is better – folgen muss, leichter skalierbar und auf älterer, sehr viel günstigerer Hardware einsetzbar. ==

Also ich hab auch grad eben das Angebot der Open Source Spin group reinbekommen, "Open Source aus der Sicht der Wirtschaft" vorzutragen. wird spannend. Stefan und die Gang müssen zustimmen, dann kriegen wir nochmal 500 Euro.

Die Benutzung und Entwicklung von Open-Source-Software kann durchaus ein psychologisches Element beinhalten.

welche?

==Der Hauptgrund für die Entscheidung gegen Open-Source-Alternativen liegt in der eingeschränkten Kompatibilität zu hegemonialer Software. Mindestens genauso wichtig wie die freie Verfügbarkeit der Software ist die Definition überzeugedner -> offener Standards.==

Ich denke daß dieser Text sich zu sehr auf Software allein bezieht, daß er die Vorteile einer freien Entwicklung eher nur ex negativo darstellt. Ich würd gern mit Dir weiter dran diskutieren oder zumindest den text aus der zentralität wo er jetzt steht doch eher rauszunehmen versuchen....


KategorieVeraltet

Ref.liste (last edited 2006-02-06 19:42:17 by KarlDietz)

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