Definition nach BVW

Geld - in moderner Form - ist die verselbständigte Gestalt des Reichtums in einer kapitalistischen Gesellschaft. Der Reichtum existiert neben dem physischen Reichtum noch einmal als Menge von Zahlungsmitteln, die zugleich Reichtum repräsentieren und den universellen Zufgriff auf diesen Reichtum garantieren. Umgekehrt heißt das auch: Ohne Geld ist ein Mensch vom gesamten Reichtum der Gesellschaft ausgeschlossen!! Diese Ungeheuerlichkeit wird in ihrer ganzen Härte sichtbar, wenn wir sie mit früheren Gesellschaftszuständen vergleichen. In der kapitalistischen Gesellschaft gilt: jeder physische Reichtum der Gesellschaft ist dem Zweck unterworfen, aus Geld mehr Geld zu machen. Alles was produziert wird trägt den Zweck der Geldproduktion an sich. Es kann also gar nicht davon die Rede sein, daß ein an sich geldloser Austausch "vereinfacht" würde. Umgekehrt wird immer schon für Geldbesitzer produziert, nicht Versorgung ist das Ziel der Produktion, sondern an Geld zu kommen. -- (sozusagen im Vorgriff auf den Autor) Franz Nahrada

Definitionsansatz als Konkurrenz

Geld - in moderner Form - bezeichnet symbolische Objekte, die Tausch, Handel und Wirtschaftskalkulationen vereinfachen. Eine Gemeinschaft kontrolliert den Bestand und garantiert den Wert. Da Geld keinen Substanzwert besitzt, sondern auf das Vertrauen in seine Umwandelbarkeit baut, wird es zur Stabilisierung von der Gemeinschaft zum Mythos gemacht, d. h. sein wahrer, sozialer, instabiler und beliebiger Charakter wird verschleiert und nur in Krisen- und Kriegszeiten voll sichtbar. Geld ist eine Form von verfügbarer Energie, Machtkonzentration, Gestaltungsmöglichkeit. -- Geld hat imho nicht direkt mit Zins zu tun. Der Zins ergibt sich primär aus einem assymetrischen Tausch von Gütern zu unterschiedlichen Zeitpunkten und ergibt sich aus der Möglichkeit solche Verträge abzuschließen. Jemand der heute 100 Ziegen gibt um in drei Jahren 200 Ziegen zurückzubekommen, macht ein Zinsgeschäft ohne Geld. -- Der Kapitalismus hat imho nicht fundamental mit Geld zu tun, sondern erscheint als eine Form der Monopolisierung von Ertragsmöglichkeiten bzw. als Machtmonopol. Entstanden wohl aus dem verständlichen Bedürfnis, die Geldwirtschaft (in erster Linie Banken und Versicherungen) krisenfest zu machen und dem Risiko der Konkurrenz zu entziehen. Dahinter steht ursprünglich der Wunsch, den Konsumenten vor Verlusten, die Wirtschaft vor Krisen und den Staat vor der Risikoübernahme zu schützen. Dieser Ertragsschutz ist jedoch aus dem Ruder gelaufen und hat sich imho in einer (kybernetisch) positiven Rückkoppelung verselbständigt. Die Mythen "Geld" und "Freiheit" hindern derzeit die Gesellschaft, die soziale Kontrolle zurück zu gewinnen. -- HelmutLeitner

Literarische Definition

Wenn ein allgemeines Warenäquivalent aus dem "Warenpöbel" ausgesondert wird (siehe Tauschwert,handelt es sich um keine "Tauschwirtschaft" mehr. Der allgemeine Zweck der Produktion ist es nun, an Geld zu kommen.

Anmerkungen

Im Buch findet eine gigantische Vereinfachung statt: Alle Probleme - von denen die Rede ist - sind Probleme des Kapitalismus und der Marktwirtschaft und werden durch Abschaffung des Geldes gelöst. Die BVW erscheint lediglich als logische Konsequenz dieses Gedankens. (HelmutLeitner)

Fragen

Sind frühe Währungen wie Silbermünzen oder Kaurimuscheln als Geld im Sinne von Fresins Buch anzusehen oder nicht?

Was ist mit Ersatzwährungen wie "Zigaretten in Kriegszeiten" oder neuen lokalen Zusatzwährungen?

Geht es um Geld oder nicht vielmehr um das Problem des Quantifizierens und damit Vergleichens der Effizienz von Wirtschaftsprozessen?

Ist das nicht ein Skalierungsproblem? Kann Wirtschaft im großen Maßstab auf ein Rechnen, Quantifizieren und Optimieren verzichten?

A.F. Privateigentum. Tausch, Geld (Tauschwert) gehören als Kategorien zusammen. Das eine geht ohne das andere nicht. Auch ein Tausch ohne Geld (Ware gegen Ware) setzt ein allgemeines Äquivalent voraus. In einer BVW bestimmen die Größen Arbeitszeit und Arbeitsmaterial die Produktion und Versorgung. Da gibt es auch Einiges zu rechnen.

HelmutLeitner: Alfred, du sagst: "Auch ein Tausch ohne Geld (Ware gegen Ware) setzt ein allgemeines Äquivalent voraus.". Mein Einwand als Gegenbeispiele: Wenn zwei Nomaden einen Webteppich gegen 1 Kamel und 2 Schafe tauschen, dann braucht sie kein allgemeines Äquivalent. Wenn Schüler eine Wurstsemmel gegen eine Sammelkarte tauschen, doch auch nicht. Oder?

A.F.: Ein Äquivalent ist dann notwendig, wenn handelsmäßig getauscht wird. Wenn Freunde untereinander tauschen, dann steht meist der Gebrauchswert im Vordergrund (siehe Buch Seite 166,167). Beduinen, wenn sie ohne Geld handeln, was heute sehr selten vorkommen wird, verwenden oft "Ersatzäquivalente", wie Kamele oder Gold.

BVW/WertUndGeld/Geld (last edited 2006-01-13 19:10:48 by AlfredFresin)

Creative Commons License
Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Lizenz (Details).
Alle Seiten sind geschützt bis du dich anmeldest