Diskussion

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Kommerz und Comunity: Schnittstelle zwischen den Welten

Vortrag auf der Wiener OSCON im Frühjahr 2006 - Seite für ein Transkript

http://www.oscon.at/de/menuleft/folder1/program_overview

http://www.oscon.at/de/menuleft/folder1/audiofiles2006/panel_1/Kommerz_und_Comunity_Schnittstelle_zwischen_den_Welten.mp3

Inhalt

Vortragender ist Harald Welte, der sowohl FS Entwickler als auch Consultant für Unternehmen ist die Freie Software einsetzen.

http://www.ukuug.org/bios+profiles/HWelte.shtml

Er leidet unter Kommunikationsschwierigkweiten zwischen beiden Welten, weswegen das ungeheure Potential der Zusammenarbeit beider Welten wegen der "Impedanz" - (=Abstimmungs-) Probleme nicht zum Tragen kommen kann.

worum gehts bei Freier Software

Nicht um Kostenfreiheit, sondern um Freiheit.

GNU/GPL ist Copyleft Lizenz, verwendet den urheberrechtlichen Rahmen, um die Freiheiten zu garantieren.

Ist nicht Freeware, sondern urheberrechtlich geschützt. Wird unter Lizenzen vertrieben wie jede andere Software auch, nur eben daß in den Lizenzen steht wie die Freiheit geschützt wird.

Der Begriff OpenSource ist mittlerweile austauschbar geworden - daher FOSS.

Creative Commons übertragen diese Idee auf Kunst und Musik.

Vertrieb des Werks nur dann erlaubt, wenn die Lizenz genannt ist und der Quellcode mitverbreitet wird. (oder nachträglich zur Verfügung gestellt wird).

Wer ist die Community

Es gibt keine Community als homogenes Gebilde, es gibt Leute, die eine bestimmte Software aus verschiedenen Motivationen interessant finden.

Jedes FS - Projekt funktioniert anders als ein anderes. Man kann nicht sagen es gibt "die Software" und "die Community".

was zu bemerken ist sind dennoch folgenden durchgehenden Merkmale:

Wer trifft die Entscheidungen?

in der Masse der FS Softwareprojekte sind es Ein-Mann Projekte. Jemand wollte ein Problem für sich lösen und hat das veröffentlicht.

Bei größeren Projekten Teams, Gruppen.

Herausragend ist der Begriff des Maintainers: jemand der Verantwortung übernimmt. Kann auch ein Board Team sein, es kann Subsystem Maintainer geben etc.

Strukturen entwickeln sich mit der Software zusammen.

Developer Community - User Community

Entwickler haben oft (in aller Regel) nicht die Zeit auf die Probleme von einzelnen Anwendern einzugehen. Oft funktionieren die Dinge, sind aber nicht genügend dokumentiert. Jemand der technisch versiert ist kann sie verwenden. Wer damit Probleme hat, kann vielleicht jemanden bezahlen, aber wenn das nicht möglich ist bietet sich die Organisation von User Communities.

Es gibt dann Leute, die gar keine Software schreiben, sondern sich mit FAQs und Dokumentationen beschäftigen.

Wie funktioniert der Entwicklungsprozeß

Oft auch sehr konfus, es gibt einige wenige Projekte die Milestones haben (Entwicklungsziele), das ist in freier Software in aller Regel nicht der Fall.

[ "Freie Softwareentwicklung ist sozusagen immer zu spät". ]

Kommerzielle Entwicklung: Produkt development, Marktabschätzung, Entwicklungsplanung.

Freie Software: das Problem existiert schon, man beginnt mit der Entwicklung zu einem Zeitpunkt, wo man eigentlich das Produkt schon braucht.

In neuerer Zeit bringen Leute aus Unternehmen, die FS-Prozesse unterstützen und FS machen, auch Teile von ihrer Entwicklungskultur mit, das heißt es wird abgeschätzt wie sich Bedarf entwickeln wird.

Die Entscheidungen in Freier Software werden in der Regel von leuten die technische Erfahrung haben getroffen.

Hierarchie analog zur scientific community. Wer schon viel getan hat, publiziert hat....

Direkte Kommunikation im Entwicklungsprozeß ist die Regel, egal um wen es geht.

Wenn ich ein problem habe, frage ich den kompetentesten.

Freie Software geht nicht von einem Zielmarkt aus. Dadurch sehen wir Software, deren kommerzielle Entwicklung sich niemals lohnen würde, weil der Zielmarkt zu klein wäre.

Reputation, Bekanntheitsgrad, Hierarchie ist sehr wichtig im "Aufstieg" eines Programmierers. Aber seine "Ausbildung" ist auch sehr effizient. Er wird keine "akademischen" Projekte vorgesetzt bekommen, er muß sich die wirklichen Dinger vornehmen. Man kann sich an echten Lebensproblemen betätigen, die "Software aus dem wirklichen Leben" studieren, auf dem eigenen Server laufen lassen und wesentlich mehr lernen als in der akademischen Welt.

Es gibt Leute die das aus einer ideologischen Begründung heraus betreiben, die eine Art religiösen Antrieb haben, und weniger praktische Probleme haben. Es gibt Leute die "creative Environment - no managers" haben wollten.

generelle Charakteristika freier Software

Wenn ich mit jemand effizient kommunizieren will, muß ich die Kultur meines Gesprächspartners verstehen. Wenn eine chinesische Delegation kommt, dann werd ich mich als Unternehmen auch bemühen, rauszufinden "was möghen die und was mögen die eher nicht". Analoges gilt für den Umgang mit FS-Entwicklern.

Man muß auf beiden Seiten lernen, was ist das für eine Kultur, was sind deren Vorlieben und interessen.

Generische Lösungen sind gut - Herstellerunabhängig - Saubere Software - Gut dokumentiert - Hardwareunabhängig - Handware die nicht irgendwelche bundles mit fertigen Lösungen hat - monopolistische Strukturen (Intel-Zentrismus) - geschlossene Industriegremien wo man fünfstellige USD-Beträge zahlen muß um das Standarddokument einzusehen - Non Disclosure Agreements

Schwachpunkte von FS

Industrie kann genau das tun, was FS schlecht kann.

Jeder von uns geht täglich mit FS-Produkten um.

Digitale Fernseher, Autos, DSL-Router

Es geht im Embeddded Markt oft so zu, daß ein neues Produkt auf den Markt geschmissen wird, das nach 4 Monaten durch ein neues Produkt ersetzt wird.

Wenn ich Software entwickle, die eine gewisse Zukunftssicherheit haben soll, hab ich bei FS eine gewisse Handhabe daß die Community sich drum kümmert.

FS Community ist ein Ökosystem.

Ich kann die Umwelt ausbeuten, mir sehr schnell Profite verschaffen etc.

Wenn man nachhaltige Entwicklung haben will, muß man gutes Verhältnis haben, kooperativ sein, aufeinander zugehen.

Das ist im Moment eher nicht der Fall.

Ein paar Regeln

die Firmen wundern sich, daß ihr Code nicht verwendet wird. daß sich die Community in andere Richtung entwickelt etc.

Wichtig: frühzeitig miteinander reden.

(überspringt einige slides)

Zur GPL

Rechtliches Instrument, das hilft. Letztlich gehts aber nicht um das Recht, sondern um die Freiheiten! viele Leute verrennen sich in juristischen Formulierungen und Spitzfindigkeiten. Das ist aber nicht der Sinn des Ganzen.

Lizenztext ist eigentlich nur eine Hilfe.

Enforcement der GPL: seit 20 Jahren von der FSF - ausschließlich außerhalb der Gerichte und ohne Namensnennung. 2002/2003 häufen sich die Fälle, daß Unternehmen sich nicht an die Lizenzbedingungen halten. Eine gewaltige Demotivierung der Entwickler, die unter GPL veröffentlichen.

Mittlerweile über gpl-violations.org Durchsetzung auf etwas härtere Art, über 100 Fälle die erfolgreich durchgesetzt wurden, die meisten außergerichtlich. 5 einstweilige Verfügungen. Kein einziger Fall wo das schiefgelaufen ist. Auch namhafte Firmen haben da verloren. In den Zukaufprodukten gibt es zumeist GPL-Verstöße! Überprüfung ist nicht so schwer.


http://gnumonks.org/~laforge/weblog/

http://www.golem.de/0406/31852.html

CommunitiesUndKommerz (last edited 2006-05-19 20:34:05 by FranzNahrada)

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