Schnipsel zur Debatte auf der WAK-Liste

Ich lese die Liste mit Interesse und droppe hier mal ein paar Kommentare, die sich aus meiner Warte ergeben. Literaturverweise sind weitgehend auf meiner Literaturliste aufgelöst.

Kommentare können gern hier reingeschrieben werden. Namenskürzel und Datum wäre nett. Ich behalte mir vor, das umzusortieren und umzustrukturieren und verspreche nicht, dass dabei jeder Kommentar erhalten bleibt. -- HGG 2006-08-07

Auf HGG/Grundlagen habe ich ein paar meiner empirischen und methodischen Ausgangspunkte versucht genauer darzustellen. -- HGG 2006-08-11

Arbeit und Eigentum

(1.1) Verfügung über fremde Arbeitskraft = Eigentum (MEW 3: S. 20 ??) -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(1.2) "... unter eine bestimmte, ihm aufgezwungene Tätigkeit, eine Subsumtion, die den Einen zum bornierten Stadttier, den Andern zum bornierten Landtier macht und den Gegensatz der Interessen Beider täglich neu erzeugt. Die Arbeit ist hier wieder die Hauptsache, die Macht über den Individuen, und solange diese existiert, solange muß das Privateigentum existieren." (MEW 3: S. 32) -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(1.3) "Die Verwandlung der persönlichen Mächte (Verhältnisse) in sachliche durch die Teilung der Arbeit kann ... nur dadurch [aufgehoben werden - UW], daß die Individuen diese sachlichen Mächte wieder unter sich subsumieren und die Teilung der Arbeit aufheben. Dies ist ohne die Gemeinschaft nicht möglich. ... In der wirklichen Gemeinschaft erlangen die Individuen in und durch ihre Assoziation zugleich ihre Freiheit." (MEW 3: S. 32) -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(1.4) materielle/geistige Arbeit: "Die Teilung der Arbeit wird erst wirklich Teilung von dem Augenblicke an, wo eine Teilung der materiellen und geistigen Arbeit eintritt." (MEW 3: S. 31) -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(1.5) "Die große Industrie ... nahm der Teilung der Arbeit den letzten Schein der Naturwüchsigkeit. Sie vernichtete überhaupt die Naturwüchsigkeit, soweit dies innerhalb der Arbeit möglich ist, und löste alle naturwüchsigen Verhältnisse in Geldverhältnisse auf." (MEW 3: S. 60) -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

Aneignung

(2.1) ... diese Aneignung ist nichts weiter als die Entwicklung der individuellen Fähigkeiten, die den materiellen Produktionsinstrumenten entsprechen = Entwicklung einer Totalität von Fähigkeiten in den Individuen selbst -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(2.2) dies bestimmt durch die aneignenden Individuen: Nur Proletarier sind dazu befähigt ... -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(2.3) "Es ist also jetzt so weit gekommen, daß die Individuen sich die vorhandene Totalität von Produktivkräften aneignen müssen, nicht nur um zu ihrer Selbstbetätigung zu kommen, sondern schon überhaupt um ihre Existenz sicherzustellen. Diese Aneignung ist zuerst bedingt durch den anzueignenden Gegenstand - die zu einer Totalität entwickelten und nur innerhalb eines universellen Verkehrs existierenden Produktivkräfte." (MEW 3: S. 67) -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(2.4) "Alle früheren revolutionären Aneignungen waren borniert; Individuen, deren Selbstbetätigung durch ein beschränktes Produktionsinstrument und einen beschränkten Verkehr borniert war, eigneten sich dies beschränkte Produktionsinstrument an und brachten es daher nur zu einer neuen Beschränktheit." (MEW 3: S. 68) -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(2.5) "Erst auf dieser Stufe fällt die Selbstbetätigung mit dem materiellen Leben zusammen, was der Entwicklung der Individuen zu totalen Individuen und der Abstreifung aller Naturwüchsigkeit entspricht; und dann entspricht sich die Verwandlung der Arbeit in Selbstbetätigung und die Verwandlung des bisherigen bedingten Verkehrs in den Verkehr der Individuen als solcher. Mit der Aneignung der totalen Produktivkräfte durch die vereinigten Individuen hört das Privateigentum auf." (MEW 3: S. 68) -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

Individuum

(3.1) "... ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm." (W. Benjamin)

UW kommentiert: Die "einfache" ungeheure Anforderung, diese "Vorgeschichte" der Menschheit zu überschreiten und zur eigentlichen menschlichen Geschichte zu kommen, bedeutete in diesem Bild: Sich umdrehen. Durch den Wind der Geschichte nicht mehr mit dem Rücken, nicht mehr eigentlich handlungsunfähig in eine naturwüchsig wuchernde Zukunft getrieben zu werden. Selbst gemeinschaftlich Gestalter werden, mit den bewusst produzierten Verhältnissen sich und die anderen Menschen selbst entwerfen, sozusagen Gott "spielen". Damit allerdings auch die ganze Verantwortung auch für Fehlentscheidungen übernehmen.
Das Problem erscheint mir nicht so sehr, die Flügel in diesem starken Sturm, in dem mensch voll zu tun hat, sich überhaupt noch zu halten, kurzzeitig zu schließen, um sich umdrehen zu können. Es ist wohl vielmehr die Angst vor dem Unbekannten, vor der Entwertung bisheriger Leistungen, sich in der menschlichen Trümmerlandschaft noch zu halten, vor der Dynamik des Segelns mit dem Wind und den völlig neuem Maßstäben für die eigene Selbstachtung. -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(3.2) "Mit dem Gelde ist jede Verkehrsform und der Verkehr selbst für die Individuen als zufällig gesetzt. Also liegt schon im Gelde, daß aller bisherige Verkehr nur Verkehr der Individuen unter bestimmten Bedingungen, nicht der Individuen als Individuen war. Diese Bedingungen sind auf zwei - akkumulierte Arbeit oder Privateigentum, oder wirkliche Arbeit - reduziert. Hört diese oder eine von ihnen auf, so stockt der Verkehr." (MEW 3: S. 66) -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

Korngrößendilemma - das Besondere am Kapitalismus

(4.1) (A) "Es zeigen sich hier also zwei Fakta. Erstens erscheinen die Produktivkräfte als ganz unabhängig und losgerissen von den Individuen, als eine eigne Welt neben den Individuen, was darin seinen Grund hat, daß die Individuen, deren Kräfte sie sind, zersplittert und im Gegensatz gegeneinander existieren, während diese Kräfte andererseits nur im Verkehr und Zusammenhang dieser Individuen wirkliche Kräfte sind. ... In keiner früheren Periode hatten die Produktivkräfte diese gleichgültige Gestalt für den Verkehr der Individuen als Individuen angenommen ... abstrakte Individuen ..., die aber dadurch erst in den Stand gesetzt werden, als Individuen miteinander in Verbindung zu treten."
(B) "Der einzige Zusammenhang, in dem sie noch mit den Produktivkräften und mit ihrer eignen Existenz stehen, die Arbeit, hat bei ihnen allen Schein der Selbstbetätigung verloren und erhält ihr Leben nur, indem sie es verkümmert."
(C) "Während in den früheren Perioden Selbstbetätigung und Erzeugung des materiellen Lebens dadurch getrennt waren, daß sie an verschiedene Personen fielen und die Erzeugung des materiellen Lebens wegen der Borniertheit der Individuen selbst noch als eine untergeordnete Art der Selbstbetätigung galt, fallen sie jetzt so auseinander, daß überhaupt das materielle Leben als Zweck, die Erzeugung dieses materiellen Lebens, die Arbeit (welche die jetzt einzig mögliche, aber wie wir sehn, negative Form der Selbstbetätigung ist), als Mittel erscheint." (MEW 3: S. 67) -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(4.2) "Im Stand (mehr noch im Stamm) ist dies noch verdeckt, z.B. ein Adliger bleibt stets ein Adliger, ... von seiner Individualität unzertrennliche Qualität. Der Unterschied des persönlichen Individuums gegen das Klassenindividuum, die Zufälligkeit der Lebensbedingungen für das In[dividuum] tritt erst mit dem Auftreten der Klasse [ein], die selbst ein Produkt der Bourgeoisie ist. Die Konkurrenz und der Kampf [der] Individuen untereinander erz[eugt und en]twickelt erst diese Zufälligkeit als solche. In der Vorstellung sind daher die Individuen unter der Bourgeoisieherrschaft freier als früher..." (MEW 3: S. 76) -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(4.3) "Die Bedingungen, unter denen die Individuen, solange der Widerspruch [zwischen PK/Individuen und PV in jeder neuen Epoche - UW] noch nicht eingetreten ist, miteinander verkehren, sind zu ihrer Individualität gehörige Bedingungen, nichts Äußerliches für sie..." (MEW 3: S. 72) -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(4.4) UW: Wie kommt es im Proletarier zu dieser wundersamen Verwandlung: eben noch als Proletarier zufälliges, jetzt, als revolutionärer Proletarier persönliches Individuum? -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(4.5) UW: Marx hat eine Ahnung von diesem Bruch, den er da denkt: Die Revolution ist ihm nicht nur zum Umwälzen aller materiellen Existenzbedingungen erforderlich, sondern auch und vor allem zur Revolution im Denken, in den Mentalitäten der handelnden Akteure selbst. Marx gibt keinerlei Hinweis, wie, in welchen Formen dieses Umschlagen vom entleertesten, zufälligsten Individuum, das es gibt, dem Proletarier, hin zum persönlichen Individuum erfolgen kann. -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(4.6) UW: Diese Entwicklung, die wir heute in den Bereichen der größten Produktivkraftsprünge tatsächlich erleben, führt aber nicht dazu, dass sich die Proletarier assoziieren, um die kapitalistische Produktionsweise umzuwälzen, sondern dass sie ihre Existenz als Proletarier massenhaft verlieren oder ihre bisherigen Existenzbedingungen zäh verteidigen.

(4.7) UW: Die heutigen "Deserteure" gestalten solche Praxen, in denen Keime einer anderen Form von Vergesellschaftung stecken. Bewusst oder unbewusst, mehr oder weniger steckt in allen Menschen ein solches Stück Desertation und zwar in dem Maße, wie sie sich der Kapitalisierung in die Tiefe aller menschlichen Beziehungen verweigern, wie die ihre eigene Lebens-/Selbstbetätigungsweisen dagegen setzen oder bewahren, wie sie sich in Gemeinschaften außerhalb der kapitalistischen Wertbeziehungen wichtige Bedürfnisse erfüllen. -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(4.8) .... kann die "Subsumtion der Individuen unter bestimmte Klassen nicht eher aufgehoben werden, als bis sich eine Klasse gebildet hat, die gegen die herrschende Klasse kein besonderes Klasseninteresse mehr durchzusetzen hat." (MEW 3: S. 77?) -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

(4.9) UW: Dieses Neue, was zunächst in Keimform entsteht, kann nicht mit den Kategorien der bürgerlichen Gesellschaft erfasst werden, auch nicht mit denen ihrer Selbstkritik, also nicht mit denen der Arbeiterbewegung oder anderer innerkapitalistischer sozialer Kämpfe. Politik, Staat, Ökonomie und Arbeit sind nicht die Felder, in denen solches Neue entstehen kann. Das ist von vornherein nur existent als die praktische Aufhebung aller Formen von Politik, Ökonomie und Arbeit. -- Quelle (wak:UW 24.07.2006)

Verhältnis von Sein und Bewusstsein

(5.1) "Die gesellschaftliche Gliederung und der Staat gehen beständig aus dem Lebensprozeß bestimmter Individuen hervor; aber dieser Individuen, nicht wie sie in der eignen oder fremden Vorstellung erscheinen mögen, sondern wie sie wirklich sind, d.h. wie sie wirken, materiell produzieren, ..." (MEW 3: S. 25) -- Quelle (wak:UW 29.06.2006)

(5.2.) Helmut Seidel wies unter ausdrücklichem Bezug auf ThF und DI in der Diskussion über den Praxisbegriff in der marxistischen Philosophie der DDR in den 1960er Jahren nach, das Aussagen über Gegenstände/Gesetzmäßigkeiten außerhalb dieser so verstandenen Wirklichkeit scholastischen Charakter tragen. Dies hätte für die Lehre wie für die politische Praxis negative Konsequenzen. (Helmut Seidel, Vom praktischen und theoretischen Verhältnis der Menschen zur Wirklichkeit. Zur Neuherausgabe des Kapitels I des I. Bandes der Deutschen Ideologie von K. Marx und F. Engels. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Heft 10/1966, S. 1177-1191. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin (DDR). Skript: Horst Müller, Nürnberg 2001.) -- Quelle (wak:UW 29.06.2006)

(5.3) "Die Ideen und Gedanken der Menschen waren natürlich Ideen und Gedanken über sich und ihre Verhältnisse, ihr Bewußtsein von sich, von den Menschen, denn es war ein Bewußtsein nicht nur der einzelnen Person, sondern der einzelnen Person im Zusammenhange mit der ganzen Gesellschaft und von der ganzen Gesellschaft, in der sie lebten. Die von ihnen unabhängigen Bedingungen, innerhalb deren sie ihr Leben produzierten, die damit zusammenhängenden notwendigen Verkehrsformen, die damit gegebenen persönlichen und sozialen Verhältnisse, mußten, soweit sie in Gedanken ausgedrückt wurden, die Form von idealen Bedingungen und notwendigen Verhältnissen annehmen, d.h. als aus dem Begriff des Menschen, dem menschlichen Wesen, der Natur des Menschen, dem Menschen hervorgehende Bestimmungen ihren Ausdruck im Bewußtsein erhalten. Was die Menschen waren, was ihre Verhältnisse waren, erschien im Bewußtsein als Vorstellung von dem Menschen, von seinen Daseinsweisen oder von seinen näheren Begriffsbestimmungen. Nachdem die Ideologen nun vorausgesetzt hatten, daß die Ideen und Gedanken die bisherige Geschichte beherrschten, daß ihre Geschichte alle bisherige Geschichte sei, nachdem sie sich eingebildet hatten, die wirklichen Verhältnisse hätten sich nach dem Menschen und seinen idealen Verhältnissen, id est Begriffsbestimmungen gerichtet, nachdem sie überhaupt die Geschichte des Bewußtseins der Menschen von sich zur Grundlage ihrer wirklichen Geschichte gemacht hatten, war Nichts leichter als die Geschichte des Bewußtseins, der Ideen, des Heiligen, der fixierten Vorstellungen Geschichte 'des Menschen' zu nennen und diese der wirklichen Geschichte unterzuschieben." (MEW 3:S. 167) -- Quelle (wak:UW 27.07.2006)

(5.4.) UW: Wenn ich um diese Konstruktion weiß, d.h. um den tatsächlichen Zusammenhang zwischen Bewusstsein, Begriffen und Wirklichkeit, dann muss ich mich zur sogenannten Geschichte der Ideen, Begriffe, die die Wirklichkeit angeblich bestimmen, so verhalten:
1. Ich unterstelle, dass dieser Bewusstseins-Geschichte eine reale Geschichte zugrunde liegt.
2. Damit habe ich eine doppelte Aufgabe:
a) Ich muss in die tatsächliche Geschichte einsteigen, die Geschichte des Gegenstandes selbst.
b) Ich muss zugleich verstehen, nachvollziehen können, warum die wirkliche Geschichte die jeweils verkehrte Darstellung hervorbrachte und in welchen Formen das geschah, in welchem Sinne darin eine gewisse Notwendigkeit besteht. ...
Leiste ich die zweite Aufgabe (b) nicht, bin ich nicht nur erst den halben Weg gegangen. Vielmehr, wenn ich dabei stehenbleibe, ist, was ich in der Entwicklung des Gegenstandes selbst erkannt habe, nicht nur langweilig, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit völlig falsch. Denn die verkehrte Form des Bewusstwerdens des realen Prozesse hat in diesem selbst eine unverzichtbare Funktion. Wenn ich diese nicht begreife, verstehe ich den Prozess selbst nicht. Auch das falsche Bewusstsein ist nicht einfach (falsche) Analyse, (falsche) Widerspiegelung eines ihm fremden Objektes. Vielmehr flankiert und schafft es diesen auch. Verstehe ich dies nicht, weiß ich eigentlich nichts. -- Quelle (wak:UW 27.07.2006)

Heinz P.'s Kritik an UW's Vorstellungen zur Aufhebung des Kapitalismus

(wak:UW 27.07.2006) zum Hintergrund von Heinz P.

(6.1) 2. Meine Vorstellungen berücksichtigen nicht, dass die gesellschaftliche Funktion von Wert im Kapitalismus in einer neuen Gesellschaft nicht ersatzlos aufgehoben werden kann.
3. In irgendwie relevanten Zeiträumen ist die Aufhebung der Warenproduktion unmöglich. -- Quelle (wak:UW 27.07.2006)

(6.2) [Nur - HGG] abstrakt - d.h. getrennt von den heutigen und demnächst eventuell entstehenden Voraussetzungen - sei ... eine Gesellschaft denkbar, deren Produktion nicht auf Wert gegründet ist, in der keine Waren hergestellt werden. -- Quelle (wak:UW 27.07.2006)

(6.3) Die Arbeitsteilung bleibt bestehen. Die Proportionen zwischen Wirtschaftszweigen usw. müssen erfasst, geplant, reguliert werden. Ohne Wertkategorien, ohne Warenproduktion sei dies unmöglich. An den Tendenzen zu einer Gebrauchswertplanung bei gleichzeitigem Unterschätzen der Wertkategorien sei schon der Sozialismus gescheitert.

(6.4) Die Wertform bringt es zustande, dass auf der Grundlage lauter privatkapitalistischer Produzenten ein gesellschaftlicher Zusammenhang entsteht, eine Gesellschaft leben und sich entwickeln könne. "Nimm den Wert weg, so bleiben für all diese Funktionen wieder nur persönliche Herrschaft übrig bzw. Herrschaften von Gemeinschaften über andere. Das ist kein Fortschritt." -- Quelle (wak:UW 27.07.2006)

(6.5) 7. Das greife tief in den gesamten Geschichtsmaterialismus ein. Den würde ich faktisch auflösen. -- Quelle (wak:UW 27.07.2006)

(6.6) 11. Solche Strukturen, in denen heute bereits sich frei assoziierende Individuen aus ihrem Bedürfnis nach schöpferischer Tätigkeit heraus nützliche Dinge produzieren, die allgemein verfügbar sind (z. B. freie Software) könnten keine Keimformen einer neuen Vergesellschaftungsform sein. -- Quelle (wak:UW 27.07.2006)

(6.7) Eine neue Gesellschaft ließe sich nicht als Ausweitung, Vernetzung solcher Gruppen denken, nicht als ein Geschichtsmächtigwerden ihrer Strukturen, ihrer sozialer Formen. Sie seien untergeordnete Momente der kapitalistischen Gesellschaft selbst, aber keine ihr wirklich fremde. -- Quelle (wak:UW 27.07.2006)

(6.8) Ansonsten wären dann etwa auch die einzelnen Abteilungen innerhalb von Betrieben und Konzernen, die arbeitsteilig Produkte herstellen und diese untereinander nicht als Waren austauschen, auch solche Keimformen. Das gleiche gelte für familiäre Strukturen. -- Quelle (wak:UW 27.07.2006)

(6.9) Es ist höchst fraglich, ob in dieser von Anfang an die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit überhaupt drastisch gesenkt werden könnte. Der Charakter der Arbeit könne sich auch nicht schnell grundlegend so ändern, dass die Masse der Arbeit als eine unmittelbar schöpferische (wissenschaftliche, künstlerische usw.) Tätigkeit geleistet werden kann. Dies sei ja meiner Meinung nach (mit Marx) zu Recht eine Voraussetzung für Kommunismus. -- Quelle (wak:UW 27.07.2006)

(6.10) Angesichts solcher globaler Herausforderungen kann von einem Reich der Freiheit mit frei fließenden Quellen des gesellschaftlichen Reichtums noch lange keine Rede sein. Meine Utopien seien also völlig voraussetzungslos. -- Quelle (wak:UW 27.07.2006)

Philosophische Ausgangspunkte von Marx

Zusammenfassung von Johannes, 2006-12-07

(7.1) Die Diskussion entzündete sich anhand eines Abschnittes auf S. 528 (MEW 3), wo das kommunistische Prinzip: "jeder nach seinen Bedürfnissen" aus der empirisch erfahrbaren Natur des Menschen gefolgert wird. Uli sieht darin einen Widerspruch zur Argumentation auf S. 417 (da geht es um Freiheit, Menschlichkeit und Unmenschlichkeit), wo Marx strikt historisch bleibt. Stefan sieht keinen Widerspruch zwischen beiden Passagen, meint aber, dass es eine Doppelperspektive bei Marx gäbe, die kontextbezogen zur Anwendung kommt. Einmal gehe er von einer überhistorischen Natur aus, ein andermal weist er auf die historische Bedingtheit menschlichen Seins hin.

Ich fügte ein, Aussagen über die menschliche Natur müssten gemacht werden, da sich sonst historische Widersprüche, mitunter historischer Fortschritt überhaupt nicht erklären ließen. Es gäbe so nichts, was über die eine jeweilige Formation konstituierenden Bedürfnisse hinauswiese. Problematisch werden ontologische Aussagen erst dann, wenn sie von allgemeinen Bestimmungen auf konkret einzelne Bedingungen heruntergebrochen werden. Dagegen wandte Uli ein, dass solche Aussagen gegenstandslos sind, wenn sie nicht spezifisch werden. Daraufhin nannte Stefan ein Beispiel: Es entspricht dem Wesen des Menschen, dass er die Bedingungen seiner eigenen Existenz selbst herstellt.

Uli und Matthias lehnen ontologische Aussagen ab. Uli fragt nach der gesellschaftlichen Praxis, die den Begriff des Menschen hervorbringt. Stefan und ich stimmen darin überein, dass die kategorische Ablehnung, mitunter idiosynkratische Abwehr ontologischer Aussagen in bestimmten linken Kreisen einer freien Diskussion nicht förderlich ist. Sie ist, so Stefan, die Reaktion auf die stark ontologisierende Tendenz des Arbeitermarxismus. Im Gespräch mit Matti wurde dann herausgearbeitet, dass der Arbeitermarxismus falsch ontologisiert hat. Nach Matti stellt sich das Verhältnis so da, dass die Form historisch ist, der Inhalt dagegen überhistorisch. Der Arbeitermarxismus geht nun z.B. so vor, dass er ableitet: der Gebrauchswert ist überhistorisch, der Tauschwert historisch. Die richtige Bestimmung wäre aber: das Produkt menschlicher Tätigkeit ist überhistorisch, die Ware mit ihrem Doppelcharakter dagegen historisch.

HGG/WAK-Debatte (last edited 2006-12-27 13:21:09 by HGG)

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