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Protokoll des Workshops "Kann man sich (wie?) im Alltag so verhalten, dass dabei Ansätze/Keimformen einer neuen besseren Kultur entstehen? (Beispiele, Beobachtung, Beurteilung)", angeboten von UliF am Samstag ab 19:00Uhr
Grundlage
Text von Uli Frank: "Hört auf zu rechnen! (...und zu tauschen!)" http://www.unverdient.de/
- Eske Bockelmann ("Im Takt des Geldes")
- Erich Fromm
- Takt seit ca. 1600 mit Geldeinführung - alles auf ein allgemeines
System bezogen
- ab damals: sogar die alltägliche Lebenserfahrung wird geldförmig
gefühlt (Dominanzwechsel)
Jetzt: "Hört auf zu rechnen!"
- das geht da, wo der Grund für Geld wegfällt, d.h. Voraussetzung: Es ist genug vorhanden.
- bestimmte Knappheiten werden nicht mehr zugelassen, nicht bewerten
-> Geld abschaffen ist nicht das Problem, sondern das "Bewerten" und Abwägen im Umgang miteinander
Holzkamp -> Kultur der Großzügigkeit
unter seinen Verhältnissen leben -> nicht so leicht erpressbar sein
- Bewertung im Umgang miteinander zurückschrauben (Leistung/Gegenleistung) wo nicht zwingend notwendig
- nicht denken, "was nutzt mir wie?", sondern gleichberechtigt behandeln, "Empathie" und liebe dich selbst!
- d.h. nicht, "zu allen nett" zu sein, aber ist man mit sich selbst im Reinen, kann man anderen gegenüber offen sein
- Bedürfnisse zulassen, Verletzlichkeit zeigen, Privatheit
- das kann leider ausgenutzt werden unter den aktuellen Bedingungen
- Kommunizieren, Respekt, Toleranz, Selbstwertgefühl - seine Grenzen kennen lernen
- nett und freundlich bleiben müssen, wenn es ums Geld geht, ist auch scheiße.
- Wahlverwandtschaft, nicht zu allen nett sein müssen, nicht Beziehungen nach Nützlichkeit bewerten
- Ressourcen vernetzen, um sich zu stärken, Teilen als Lebensqualität
Abenteuer, Rebellion -> neue Erfahrungen stärken einen, nicht nur die Mühe sehen
- wenig Leistung der bürgerlichen Institutionen in Anspruch nehmen. Geld/Zeit sparen; Streß, Zeit... Behörden, Gerichte... meiden
- Standbein/Spielbein. leider nicht beliebig aus der Geldlogik rauskommend, wenigstens ein Spielbein
- nicht missionieren/belehren, nur anbieten. es ergibt sich von selbst, wenn der Bedarf da ist, bzw. wird durch Umsetzen ausgestrahlt
"Polit"-Aspekt
- es ist unbekannt, wo und wann der Schalter umgelegt wird -> Phantasie, Vorstellungskraft,... Schalter wird eh wahrscheinlich zu schnell -> Nachdenken
Freie Software / All Inclusive Idee / Flatrate: nimm, was du brauchst unabhängig vom Geld -> spielt keine Rolle mehr
nach gewisser Zeit wird wirklich nur nach Bedürfnissen gelebt -> andere Logik, weniger Konkurrenz
nach Anfangsüberfressen pegelt sich das ein -> hier geht's um Güter, die nicht übernutzt werden können (man kann nur bis zum Erbrechen essen; öffentlicher Nahverkehr, man kann nur begrenzt hin- und herfahren.)
bei begrenzten Gütern funktioniert es auch in der kapitalistischen Gesellschaft nicht wirklich
Diskussion
- der Takt im Musikbeispiel wird nicht durch das Geld sondern durch vertaktete Zeit (nachdem vorher zyklische Zeit üblich war) -> Maschinenbau, Fabrik
- die Uhr ist rund, nur ein Stundenzeiger, oder in Klöstern wurden die Stunden verkürzt und verlängert, so dass es mit der Hell-Dunkelphase zusammen passte
- Buch "Synthetisierende Leistung": inhaltlose Vorschläge in Bezug
gesetzt - was vorher nie so qualitätslose Einheit, ab da überall wirksam
- früher: universale Bezugslogik: Gott
- 1-2 (durch Hin- und Herschwanken) = Ware - Geld (kann jeder
Inhalt sein, kein bestimmter)
-> Kontinuum: im Hintergrund ein mitgedachtes System, überall als Bewertungssystem
- (auch die Kneipenzahl ist gestiegen: Orte, wo Geld umgesetzt
werden kann)
-> auch Umbrüche in Naturwissenschaft nachgewiesen
Interessant bei Keimformen: Wie kommt Neues in die Welt -> Geld gibt es ja schon lange
Warum ist der Kapitalismus in Europa entstanden -> Aspekte der Keimformen können gehäuft auftreten, aber nicht automatisch ausgelöst
Uli: "Ich mach für die Kreuzworträtsel hier auch keine Rechnung"
-> Wenn der Geldhintergrund weg ist, wird Arbeit zur Lebenssphäre; Beispiel Stammgäste arbeiten freiwillig aus Spaß an der Freude mit, oder Kneipen, in die Leute unentgeltlich kommen, um erst mal was anderes zu machen -> aus Freude bei vielen Arbeiten reinschauen
- in der jetzigen komplexen Gesellschaft ist ist das instrumentelle
Verhältnis leider nicht wegzudenken (Arbeit: nicht mit jedem verhandeln oder zu allen nett sein müssen)
- auch pädagogisch Leute in Kommunikation zu zwingen ist blöd
- aufm Dorf auch immer noch Klatsch und Kommunikationspunkt beim
Einkaufen, ist eine Möglichkeit, nicht verpflichtend
- Wie kann man den Tausch weglassen? Über Liebe - universelles
Grundvertrauen und Grundliebe an die Menschen (Erich Fromm: Die Kunst zu lieben)
Profitzwang ist ein "Habengesetz" - verleugnet die menschliche Seite - Geben/Teilen
-> kranke Gesellschaft, kranke Menschen, Alleinsein, Zukunftsangst
- Antipädagogen (UliF) - Pädagogen (Thomas)
Kinder so nehmen wie sie sind (Hubertus Schönebeck: "Unterstützen statt erziehen", teilweise autoritär, soll nicht antiautoritär sein, sondern normale Gesprächspartner
UliF: Was ist verhängnisvoll an der Geldlogik?
Nicht das Geld, sondern die Logik: sie ist nur individuallogisch zu gebrauchen (mein Vorteil gegenüber anderen) - nicht gesellschaftlich (teilen)
bei Geld kann man den anderen nicht positiv einbeziehen (es ist immer ein Verlust oder zu wenig, man kann maximal 50% abgeben)
- Bestrafung des Altruismus:
- Beispiel: 100 Koteletts, da ist das kein Problem, nur bei Geld.
- Wenn jemand Geld verteilt, wird nur 45-55% von den Leuten
angenommen, warum? Gerechtigkeitsempfinden? Nein: Geldlogik!
Bei kleinen Kindern ist das egal, die nehmen auch 1 Euro, oder geben alles, wenn der andere nichts hat.
Bei Naturvölkern: Inuit und Inder sind lockerer, Bestrafung des Altruismus ist dort nicht ausgeprägt - wahrscheinlich nicht wegen Gerechtigkeitsempfinden, sondern fehlender Geldlogik.
Gunnar Heimson: "Eigentum, Zins, Geld"
- Gesellschaftliche Institution des Eigentums bestimmt den Umgang mit Geld
- nur wenn es einen Eigentumsbegriff gibt, wird Geld so bestimmend
(im Gegensatz zum materiellen Besitzbegriff)
- Geld immer im Zusammenhang mit Eigentum denken, braucht
durchsetzungsfähige Institution
- Geld = ungesellschaftliche Logik: eine Gesellschaft, die auf Geld
beruht, ist eine perverse Gesellschaft
-> These: Menschen sind von der Gesellschaft entfremdet und durch Sozialisation (Schule...) wieder (erzwungen) eingeführt -> Anpassung an die menschenunwürdige Geldlogik.
Protokoll Katja, 8.7.06,