Idee
- Keimformdiskussion nicht nur abstrakt führen, sondern KeimformEN diskutieren
- Das ist ja das Pferd von hinten aufgezäumt: Ich kann mich ja nicht hinstellen und a priori sagen: "Dies und jenes ist eine Keimform". Sonst kann ich auch völlig problemlos den Faschismus als Keimform bezeichnen und mich dann fragen, was er denn mit Globalen Dörfern zu tun hat. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
Nein, eine wissenschaftliche Herangehensweise müsste ja so funktionieren, dass wir uns deduktiv bewegen. Also erst verstehen, was eine Keimform ausmacht und warum das so ist und dann mit diesem Begriffsapparat auf die Welt schauen und nach Keimformen suchen. Zugegeben: Bei Freier Software war das teilweise auch intuitiv, aber teilweise eben auch recht gut begründet. Das genauer Aufzudröseln ist ja das Keimformprojekt angetreten. Dort auch einige Kommentare, die ich hier nicht wiederhole. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
- Das ist ja das Pferd von hinten aufgezäumt: Ich kann mich ja nicht hinstellen und a priori sagen: "Dies und jenes ist eine Keimform". Sonst kann ich auch völlig problemlos den Faschismus als Keimform bezeichnen und mich dann fragen, was er denn mit Globalen Dörfern zu tun hat. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
Globale Dörfer
- Lokaler Lebenszusammenhang kann auf zwei Arten organisiert werden
- Er kann auch kann anders organisiert werden: In einem regen Austausch mit der Welt - auch stofflich. Ich wüsste nicht, was da wirklich dagegen spricht. (Und nein, jetzt bitte nicht wieder die kapitalistischen Absurditäten in dieser Hinsicht aufzählen - die meine ich nicht.) Ich denke schon, dass es Sinn macht, Produktion dort zu allokieren, wo es am meisten (sachlichen) Sinn macht. Die berühmte Bananenzüchtung in Alaska ist z.B. lokal aber sachlicher Unsinn erster Güte. (Na ja, mit den Container-Gärten wäre das auch nochmal anders zu betrachten...) -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
- Dazu reicht intellektuelles Potential eines Dorfes nicht aus,
- Dazu reicht auch das stoffliche Potential eines Dorfes nicht aus. Globale Dörfer, die jedes für sich eine Chip-Produktion organisieren, wären die finale Ökokatastrophe. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
- Jede/r ist wichtig für die Lebensqualität anderer.
- Das kann ich mir nicht vorstellen. Es gibt Menschen, deren Verhalten ist meiner Lebensqualität abträglich und die halte ich vor allem aus. Ich sehe nicht, wie sich das durch Globale Dörfer ändern sollte. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
- wir können mehr dafür tun, wenn wir in größerem Zusammenhang sind,
in dem jeder seine Spezialität einbringen kann.
- Was ja heute bereits geschieht. Genau deswegen sterben die Dörfer ja aus, weil es dort eben nicht möglich ist, seine Spezialität einzubringen. Beim Spezialisierungsgrad, den eine moderne Zivilisation nun mal hat, ist ein Dorf ein viel zu kleiner Bezugsrahmen. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
- je mehr jede/r einzelne seinen Wissensaustausch mit Menschen mit
gleichem Interesse ausführt, umso mehr steigt die Lebensqualität
- Dafür brauche ich aber keine Globalen Dörfer sondern das Internet. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
- Finden uns physisch zusammen, weil wir mit Menschen "ein Thema
leben", mit denen wir gemeinsam leben wollen
- Ich habe noch nie verstanden, warum ich unbedingt mit jemensch zusammen wohnen muss, nur weil ich mit jemensch was zusammen machen will. Eigentlich gibt es nur ein gemeinsames Projekt, wo das wirklich sinnvoll ist: Eben das Projekt zusammen zu wohnen. Daraus eine Ideologie zu bauen halte ich für kontraproduktiv. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
Warum soll man das wollen? II (Franz)
- Perspektivisch werden in der Produktion (in den Städten) 80% der Menschen keine befriedigende Lebensperspektive mehr in der Stadt haben
- IIRC sind schon heute in der Produktion nur noch ca. 20% beschäftigt. Dennoch leben viele in Städten oder um sie herum, haben ihren Lebensmittelpunkt aber in der Stadt. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
- Städte sind Fehlkonstruktionen in organischer Hinsicht: riesiger
ökologischer Fußabdruck, dieses Monster am Leben zu erhalten kommt uns ungeheuer teuer...
- Fett. Wenn mensch bedenkt, dass die gesamte Zivilisation der Menschheit praktisch in Städten entstanden ist, dann finde ich die Aussage, dass sie eine Fehlkonstruktion sind etwas gewagt. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
- Ein verstärkter Kontakt zu uns selbst (spiritueller Bereich) -
irgendwie gelingt es uns, in der belebten, aber nicht von Menschen beherrschten Natur, zu uns selbst zu kommen (wir bedürfen des Kontaktes mit Natur, um Resistenz gegen gesellschaftliche Manipulation zu erhalten, Hoevels)
- Sorry, aber mir gelingt das nicht - ganz im Gegenteil. Ich hasse diese Verallgemeinerungen. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
- Kulturlandschaft (USA: Menschen setzen außer in Nationalparks kaum
einen Fuß in die Natur, weil sie lebensfeindlich ist, den Menschen keine Heimstatt bietet): sich selbst überlassene Natur entwickelt Effekte, die dem Menschen nicht zuträglich sind.
- Die Natur als feindliche Entität ist genau das Verständnis von Natur, dass vor der Romantik geherrscht hat. Ich halte es auch für ahistorisch, das in der Romantik gewachsene Verständnis von Natur dermaßen zu generalisieren wie es im Kontext der Globalen Dörfer immer wieder geschieht. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
- Es ist natürlich für den Planeten Erde, bewohnt und bewirtschaftet
zu werden.
- Sorry, aber solche Aussagen sind doch pure Metaphysik. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
- Die einzige Chance, für bestehende Kulturen zu überleben
- Noch so eine metaphysische Aussage. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
Ansprüche an ein Globales Dorf
- derzeitiges Projekt, das zu realisieren: Video-Bridge - Telepräsenz: Ort, wo wir ein Cinetoskop (?) haben zu jedem Ort auf der Welt, wo sich was Spannendes abspielt...
- M.a.W.: Fernsehen mit Live-Übertragung. Sehr innovativ... -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
Bezug zu Kriterien
- Wo sind wir unschlagbar mit den Globale Dörfer (Ergänzung der Kriterien von StefanMn)
- Nutzung der Gratiskräfte der Natur - ökologische Orientierung ("Tiefen"-ökologie, d.h. kreative Ökologie)...
- Das kann ich nicht glauben. Wäre das so, so würden wir das auch heute im Kapitalismus schon sehen. Wir sehen aber tatsächlich einen ganz anderen Umgang mit Natur. Es kann also nicht unschlagbar sein. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
- Die bestmögliche Form der Ressourcennutzung wird gesichert
- Was "bestmöglich" ist, wird gesellschaflich entschieden - wenn überhaupt. Dem vorzugreifen finde ich eine Anmaßung. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
- Nutzung der Gratiskräfte der Natur - ökologische Orientierung ("Tiefen"-ökologie, d.h. kreative Ökologie)...
Insgesamt bin ich mittlerweile bestürzt, wie sehr unhaltbare Thesen bis hin zu Metaphysik im Kontext der Globalen Dörfer wieder und wieder iteriert werden. Das meiste, was ich oben und auf wiki:En:GermForm angemerkt habe ist ja nicht neu. Leider kriege ich selten bis nie irgendwelche Antworten darauf. Und hier finde ich es zum x-ten Male völlig unreflektiert wieder. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
Mir drängt sich daher mehr und mehr der Eindruck auf, dass es sich beim Konzept der Globalen Dörfer vor allem um eine Glaubensgemeinschaft handelt, die an sauberer Argumentation nicht wirklich interessiert ist. Da habe ich überhaupt kein Problem mit, aber das sollte dann m.E. eben auch als solches und nicht als gesellschaftliche Alternative präsentiert werden. -- StefanMerten 2006-07-26 06:39:59
Stefan, die Konzepte der Globalen Dörfer und Oekonux haben sehr viel gemeinsam:das Publikum und vor allem auch methodische Probleme. Das Konzept der Keimform könnte große Bedeutung haben, jedoch wird das Potenzial nicht ausgeschöpft, weil die wissenschaftliche herangehensweise fehlt. Wie du sagst - man müsste die Keimform studieren. Nämlich dort, wo sie - wie in der Biologie - rein und ungestört auftritt und zu einer Transformationstheorie entwickeln (Christopher Alexander's Patternmethode würde vermutlich Anregungen und Überlappungen liefern). Mit einem solchen Instrumentarium kann man dann an Oekonux herangehen, oder Globale Dörfer in ihrer Entwicklung unterstützen. Der Urpsrung des Begriffes Keimform scheint übrigens nicht oekonuxisch, sondern ur-marxistisch und schon dort ist der Begriff rein propagandistisch verkümmert.
Das Konzept der GD hat gegenüber Oekonux (im Kampf um Aufmerksamkeit) entscheidende Vorteile: es existiert in den ländlichen Regionen ein tatsächlicher Leidensdruck und - durch neue Technologien - existieren faktisch neue Entwicklungschancen. Das Thema ist unerschöpflich, die Ökologie der Regionalentwicklung bietet vielfältige Nischen für unterschiedlichste Experimente und Keimformen. Das Dorf ist ein besserer Ort als die Stadt, weil man im Dorf die Welt verändern kann. Jeder bemerkt alles. In einer Großstadt kannst du einen Wolkenkratzer bauen, und die Stadt bemerkt es kaum. Insofern sind die Dörfer gute Orte, um Gleichgesinnte zu fokusieren und eine Gemeinschaft von Dörfern gewinnt Potenzial, Probleme zu lösen und eine geistig-innovatives Klima zu schaffen (auch z. B. für OpenSource).
Die VideoBridge ist als Übertragungsform vielleicht nicht aufregend. Aber für das Dorf bedeutet es, aktiver Bestandteil oder sogar Zentrum eines großräumigen Events werden zu können. -- HelmutLeitner 2006-07-31 05:10:51