Diskussion

Das Prinzip von Open Source wird im Allgemeinen mit Software assoziiert; ein solches Konzept greift allerdings wesentlich zu kurz. Es geht nicht nur um Alternativen, um die Möglichkeit, kostenlose Alternativen zu kommerzieller Software zu haben. Vielmehr geht es um Verfügbarkeit von Information in jeder Form:

Ein Anliegen, welches in demokratischen Systemen als common sense angesehen werden kann, aber durch die Interessenslagen verschiedener Akteure - Wirtschaft/Lobbying/Politik zunehmend unterminiert wird.

Die Problematik besteht einerseits auf Ebene der Forschung, wo durch zunehmende Kommerzialisierung Teile der Menschheit systematisch von der Entwicklung abgeschnitten werden, andererseits auf der zunächst weniger dramatisch erscheinenden, aber unmittelbarer relevanten Ebene der Bildung. Es gibt mittlerweile einige kommerzielle Enzyklopädien, welche gemessen an den Buchausgaben relativ günstig sind. Dazu wurden meist gedruckte Vorlagen verwendet, um eine Wissensbasis zu schaffen und um aktuelle Beiträge erweitert.

Genau in diesem Bereich offenbart sich jedoch, dass Open Source mehr ist als eine Alternative zu kommerziellen Projekten: gerade das Kompilieren von Wissen ist ein äußerst arbeitsintensiver Vorgang, und die Aktualisierung der Einträge stellt ein eigenes Problemfeld dar. Eine gedruckte Enzyklopädie wird in Abständen von Jahrzehnten neu aufgelegt, eine digitale, kommerzielle Variante im Allgemeinen alljährlich. Praktisch gesehen weisen auch die jeweils neuesten digitalen Versionen unzulässige Überholtheiten auf, bereits bedingt durch produktionsbedingte Deadlines.

Dadurch, dass jeder Interessierte verändernd in den Text eingreifen darf, wird an Open-Source-Wissenssammlungen permanent geschrieben. Mittels einer einfachen Formatierungssprache, die sich mit den WikiWikis herausgebildet hat, kann eine solche Aktualisierung, Präzisierung oder Berichtigung von Inhalten auch von Programmierunkundigen vorgenommen werden. Chronik geschieht hier, etwa bei der sehr schnell wachsenden Wikipedia gewissermaßen in Echtzeit; Korrektur geschieht quasi-darwinistisch von alleine; es gibt außerdem eine erhöhte Durchlässigkeit zu bisher nicht kanonisiertem Wissen. Klingt wie eine Utopie? Kann nicht funktionieren, weil der Mensch im Grunde ein egoistisches Wesen mit Hang zur Zerstörung ist? Paradox, aber es funktioniert. Probieren Sie's aus.

Zu den am schnellsten wachsenden freien Angeboten zählen Rezensions- und Bewertungsforen wie die mittlerweile etablierte Internet Movie Data Base und das größte Nachschlagewerk für elektronische Musik Discogs. Projekte dieser Größenordnung wären ohne das Mitwirken tausender von Menschen absolut unmöglich.

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Das GenerationenProjekt ist Geschichtsschreibung von unten. Hier werden Lebenserinnerungen, Tagebuchnotizen und literarische Texte veröffentlicht, die um historische Ereignisse kreisen, die uns alle beeinflusst haben. Denn inmitten der großen Geschichte, über die wir in den Geschichtsbüchern lesen, gibt es auch die Geschichte der Menschen, in der es schmerzliche und schöne Momente gegeben hat.

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Wissen (last edited 2006-05-07 12:16:07 by KarlDietz)

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