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Zur methodischen Bedeutung der Unterscheidung von "Arbeit" und "Handlung"

Wenn wir den gesellschaftstheoretischen Begriff "Arbeit" vom subjektwissenschaftlichen Begriff "Handlung" unterscheiden, erfordert das methodisch, mit dieser Unterscheidung umzugehen. Dafür gibts noch nicht viel Erfahrung. Ein Hinweis ist:

„...begreifende Gesellschaftserkenntnis setzt [...] die Bereitschaft voraus, sich mit der realen Begründetheit des jeweils eigenen Verhaltens auseinanderzusetzen, d.h. zu reflektieren, dass man selbst in dem gesellschaftlichen Prozess steht, den es zu erfassen gilt, dieser „mit seinen Widersprüchen „durch mich hindurch“ geht und so auch in meinem Denken sich auswirkt“ (Holzkamp 1983: 399) (Forschungsgruppe Lebensführung 2004: 7)

Literatur: Forschungsgruppe Lebensführung (2004): Zum Verhältnis von Selbsterkenntnis, Weltwissen und Hand-lungswissenschaft in der Subjektwissenschaft. Forum Kritische Psychologie 47. S. 4-38. Holzkamp, Klaus (1983): Grundlegung der Psychologie. Frankfurt/Main, New York 1983.)

(A.S.)

Zur 5-Schritt-Analyse

Ich habe Annettes interessante Anmerkungen mal nach wiki:En:GermForm/Criteria/Talk kopiert, übersetzt und kommentiert. -- StefanMerten 2006-08-02 06:27:42

allgemein

Wenn wir diese Analyse "prospektiv" verwenden wollen, schauen wir quasi von der von uns gewünschten Situation aus ("Freie Gesellschaft") "zurück" und ermitteln durch diesen Blick, welcher Weg dahin zu nehmen ist, welche Voraussetzungen dafür notwendig sind.

Auf diese Weise bringt diese Sichtweise die Analyse der realen Situation (im Punkt 1) mit der von uns vertretenen konkreten Utopie (im Punkt 5) zusammen. Wir analysieren die Realität mit kritischem Blick und sichern ab, dass das von uns Gewünschte auch möglich und kein Hirngespinst ist... (AS)

Punkt 1)

In dieser Form ist die 5-Schritt-Analyse von Holzkamp inhaltlich stark eingeschränkt wieder gegeben. Tatsächlich geht es hier nicht nur um Keimformen, sondern um den "Aufweis der realhistorischen Dimensionen innerhalb der jeweils früheren Stufe". D.h. es geht insgesamt darum zu schauen, welche Voraussetzungen für das spätere Neue vorausgesetzt werden müssen. Das ist hier z.B. der "Grad der Produktivkraftentwicklung", z. B. in Form von entwickelten menschlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten oder die materiell-technische Basis o.ä.(AS)

(siehe http://www.thur.de/philo/kp/prot9.htm#5)

Punkt 2)

Bitte INNERE WIDERSPRÜCHLICHKEIT ergänzen

Bei Holzkamp geht es um den "Aufweis der objektiven Veränderungen der Außenweltbedingungen, mit denen der "innere" Entwicklungswiderspruch... in seinem Umweltpol zustandekommen soll". In der Biologie, für das Holzkamp die Analyse durchführte, sind die Außenfaktoren tatsächlich sehr wesentlich, aber in der Geschichte wäre es zu einseitig, sie so stark zu betonen und dabei die innere Widersprüchlichkeit zu vernachlässigen.

Ich denke, viele Debatten, die die Bedeutung der neuen Informationstechniken und von Software etc. betonen, sehen (euphorisch-voreilig) nur den progressiven Pol der Widerspruchslösung und vernachlässigen die weiter möglichen kapitalistischen Bewegungsformen der entstehenden Widersprüche.(AS)

Punkte 3) und 4)

Hier liegt die wesentliche Neuerung gegenüber früheren dialektischen Entwicklungs-Sprungvorstellugnen durch Holzkamp. Neue Faktoren entstehen schon, solange da Alte noch dominiert (Funktionswechsel) und kommen oft erst nach langer Zeit selbst zur Dominanz (Dominanzwechsel).

Insofern als Entwicklungstheorie eine mit qualitativen "Sprüngen" angenommen wird, ist eine klare Unterscheidung der Zustände vor und nach dem Dominanzwechsel notwendig, damit der "Übergang" nicht zu kontinuierlich verschwimmt. (AS)

Keimformkritieren

Wenn bei der Frage nach den Keimformen immer wieder nach Kritieren gefragt wird, macht es vielleicht Sinn, meine Bemerkung zum Punkt 1 zu berücksichtigen.

Es sollte deutlich gemacht werden, ob "Keimformen" sich auf die eher allgemeinen Voraussetzungen für das Neue im Punkt 1 beziehen, oder ob diese Voraussetzungen in iher Bedeutung gleich gewichtet sind oder ob es da Wesentlicherer oder Unwesentlichere gibt.

Ich denke es gibt hier eine Wichtung: So ist vor allem bei der von uns diskutierten "prospektiven" Anwendung dieser Analyse für eine neue Freie Gesellschaft das Moment der menschlichen Selbstentfaltung im Zentrum und die neuen Vernetzungstechniken usw. haben dafür eher nur Mittelcharakter.

Deshalb sind für mich jene Momente "keimformhaft", die sich auf menschliche Selbstentfaltung beziehen und nicht irgendwelche anderen auch vorauszusetzenden Momente. (AS)

AnnetteSchlemm

Huetten06/Protokolle/ArbeitUndHandlung/Holzkamp/Talk (last edited 2006-08-02 17:48:05 by StefanMerten)

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