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Vorbemerkungen

Die Debatte um den Begriffskomplex Wissen und Information tauchte in der Oekonux-Diskussion immer wieder auf. Einen expliziten Thread, der sich facettenreich mit diesem Komplex auseinander setzt wurde mit (StefanMn, 2.2.05) eröffnet. In ihm wurde die Frage gestellt, ob entweder der Begriff Wissensgesellschaft oder der Begriff Informationsgesellschaft im Sinne der Oekonux-Theoriebildung für eine kommende gesellschaftliche Formation verwendet werden sollte. Grundsätzliche Überlegungen zu "x-Gesellschaften" sind in (Eissler, 15.2.05) ausgeführt. -- StefanMerten

Heterogenität des Informationsbegriffs

Diese Fragestellung löste zunächst eine breite Diskussion über das zu Grunde liegende Begriffssystem aus. Schon zu Beginn der Debatte stellt (Meretz, 7.2.05) auch fest, dass die Begriffe schon vielfach belegt und heiß umstritten sind. Ein Aspekt, der sich auch in der Debatte vielfältig zeigte. -- StefanMerten

Die hier in ein stimmiges Konzept zu bringenden Begriffe sind nicht nur umstritten, sondern sehr heterogen mit Inhalten belegt, siehe nicht zuletzt de.wikipedia:Wissen oder -- noch deutlicher -- de.wikipedia:Information. Diese Heterogenität ist auch Ausgangspunkt der erbitterten Kontroverse zwischen Philosophen und Informatikern, die in (Klemm) beschrieben ist. -- HGG

Allerdings wurde auch mehrfach darauf hingewiesen, dass es nicht erstes Ziel der Debatte sein kann, ein stimmiges, verbindliches Konzept überhaupt zu entwickeln. Unter anderem in (StefanMn, 16.8.05) wird argumentiert, dass die Debatte um Wissen und Information im Oekonux-Diskursrahmen die Begriffe mit einem neuen Inhalt füllen kann, der auf Grund der Interdisziplinarität von Oekonux den Streit z.B. zwischen Philosophen und Informatikern hinter sich lassen könnte. -- StefanMertenEdit 2005-08-26 06:45:06

Zur Quelle dieser Heterogenität

Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass Information und Wissen als intersubjektive Kommunikationsformen, die Menschheit als Ganzes wesentlich konstituieren und in diesem Sinne letztlich nur als kollektive Phänomene von Menschsein zu begreifen sind, die Spitze einer jahrmillionenlangen Evolution der Ausdifferenzierung der Biosphäre und der Konstituierung einer Noosphäre sind. Mehr dazu bei (Klix-Lanius). -- HGG

In der Debatte wurde auch mehrfach betont, dass mindestens der Begriff der Information auch unabhängig von Menschen sinnvoll verwendet werden könnte (Begründung z.B. in (StefanMn, 24.8.05)). Mehrfach wurde der Begriff im Kontext mit biologischen (z.B. DNA) und technischen (z.B. Computer) Systemen verwendet. -- StefanMertenEdit 2005-08-26 17:40:32

Und schließlich ist zu berücksichtigen, dass über dieses Thema insbesondere Philosophen schon viele Hunderte von Jahren nachgedacht haben, eine Reihe von kurzschlüssigen Argumentationen also schlicht durch einen geeigneten Literaturhinweis in einen breiteren Kontext gestellt werden können, in dem deren Absurdität schnell deutlich wird. In dem Zusammenhang verweise ich auf -- HGG

Ein guter Teil der Debatte beschäftigt sich damit, die hier geschilderte Herangehensweise als unhistorisch und für eine Debatte im Oekonux-Projekt unangemessen zu kennzeichnen (z.B. [Archive_ox:09593.html (StefanMn, 11.8.05)]). Vielmehr müsse es darum gehen, die interdisziplinaren Möglichkeiten des Oekonux-Projekts mit den aktuell zu beobachtenden Phänomenen so zu verknüpfen, dass eine sinnvolle Antwort auf die Frage gegeben werden kann, ob eher der Begriff "Informationsgesellschaft" oder eher der Begriff "Wissensgesellschaft" für eine im Oekonux-Kontext als GPL-Gesellschaft bezeichnete Formation angemessen sei.

Einige grundlegende Aspekte der Debatte

Ein Ergebnis der Debatte ist, dass die beiden Begriffe Wissen und Information allein offensichtlich nicht ausreichen, um all die relevanten Phänomene auf diesem weiten und umkämpften Feld in den BeGriff zu kriegen. Es soll daher hier versucht werden, die unterschiedlichen Begriffe zu umreißen. -- StefanMerten

Erste Annäherung an den Informationsbegriff

Information wird in (StefanMn, 2.2.05) als Daten bezeichnet, die einen Unterschied machen. Dabei muss angegeben werden, hinsichtlich was sie den Unterschied machen.

(Seefeld, 2.2.05) nennt es interpretierte Daten. (Meretz, 13.2.05) gibt zu bedenken, dass Menschen immer schon in einem interpretierten Raum leben und daher uninterpretierte Information keinen Sinn macht.

Auch (Meretz, 7.2.05 geht davon aus, dass Informationen aufgenommen werden müssen. Dies kann durch Lebewesen geschehen. Als weitere Bezeichnung wird hier der Begriff der Bedeutung genannt, der eng mit Information zusammenhänge.

In (Eissler, 21.2.05) wird diese Sicht schließlich darauf verdichtet, dass Information immer Eigenleistung einer unterscheidenden Einheit ist und also nicht von Außen gegeben sein kann. Dort wird daraus gefolgert, dass für diese Debatte ein Informationsbegriff benötigt wird, der "technische Information" von "sozialer Information" trennt.

(ElCasi, 14.2.05) betrachtet Information als von Daten unabhängig, da Daten immer aktiv gemessen werden müssten und nicht einfach so anfielen.

(ElCasi, 14.2.05) fasst Information als Symbole auf, die einer Systematik angehören. Ein Formen-/Symbol-System wird in diesem Zusammenhang als Code bezeichnet, der in einer Syntax strukturiert ist.

Im Ergebnis der Diskussion wurde deutlich, dass in der ox-Debatte (wenigstens) zwei grundlegend verschiedene Informationsbegriffe verwendet werden, deren prototypische Vertreter HGG und StefanMerten sind. Gleiches gilt für den Wissensbegriff.

(HGG, 23.2.05) warnt vor einem dinglichen Informationsbegriff, der in der gesamten Debatte ständig präsent sei. Jedoch ist bislang in der Debatte nicht klar geworden, was ein dinglicher Informationsbegriff eigentlich sein könnte. -- StefanMertenEdit 2005-08-27 12:08:42

In (Eissler, 2.8.05) wird gefragt, auf welche empirischen Entitäten bzw. auf welche Typen von Bezugssysteme der Informationsbegriff bezogen werden soll. Es wird dafür plädiert, den Informationsbegriff immer als bezogen auf ein bestimmtes Bezugssystem zu sehen. Es wird deutlich gemacht, dass für unterschiedliche Bezugssysteme Informationen qualitativ völlig unterschiedlich sind und daraus völlig andere Konsequenzen für das jeweilige Bezuggsystem folgen. Dann wäre zu klären, was am Begriff Information für alle Bezugssysteme gleich ist, so dass überhaupt von einem einheitlichen Begriff gesprochen werden kann. Weiter könnte untersucht werden, wie etwas für ein bestimmtes Bezugssystem zu Information wird. -- StefanMertenEdit 2005-08-27 12:08:42

Eine erste Annäherung an den Wissensbegriff

Wissen wird in (StefanMn, 2.2.05) als notwendig an ein Subjekt, ein (lebendes) Individuum gebunden bezeichnet. In dieser Definition kann Wissen nicht direkt entäußert werden, da unauflöslich mit dem Subjekt verbunden. Wissensübertragung kann danach nur statt finden, wenn Information in irgend einer Form zwischen die Subjekte tritt.

(Meretz, 7.2.05) führt einen gesellschaftlichen Begriff von Wissen ein. Da nur Menschen Gesellschaften bildeten, ist dieser Begriff also auch auf Menschen beschränkt. Es wird argumentiert, dass Wissen historisch kumuliert wird, gesellschaftliche kumulierte Erfahrung bildet. Mittel für diese historische Kumulation ist eine Vergegenständlichung von Wissen.

(Eissler, 21.2.05) hinterfragt diese Begriffsbildung kritisch und verweist darauf, dass es lediglich Syntax ist, die intergenerationell übermittelt werden kann.

Glossar

Autorität

Bedeutung

(Eissler, 21.2.05) weist darauf hin, dass Bedeutung nur in einem größeren Kontext existieren kann und von diesem abhängt. Insbesondere kann ein und dasselbe Symbol in verschiedenen Kontexten unterschiedliche Bedeutungen haben.

(StefanMn, 6.6.05) bezieht den Gedanken der Kontextabhängigkeit von Bedeutung auch auf technische Systeme.

Bedeutung kommt als Begriff nach meinem Verständnis in zwei "Bedeutungen" vor -- HGG

Bewertung

In (Dietz, 2.2.05) wird der Begriff der Bewertung eingeführt. Er bezeichnet dort den Vorgang, der aus Datenwüsten Informationsfluten macht. Dieser Vorgang kann auch maschinell ablaufen (z.B. durch Google).

Bewusstsein

Daten

Daten werden in (StefanMn, 2.2.05) als basalste Einheit bezeichnet und eng mit dem Begriff der Messung in Verbindung gebracht.

(StefanMn, 5.6.05) meint, dass es Daten in der unbelebten Natur mangels Sensoren nicht geben kann.

Delikatheit

Empfindung

Erinnerung

Erkenntnis

Handlung

Identität

Identifizierung

Ideologie

Individuum

Information

In der ox-Debatte werden zwei grundlegend verschiedene Informationsbegriffe verwendet. -- HGG

HGG orientiert sich an der 10-Punkte-Liste von Fuchs-Kittowski, nach der Information insbesondere ein Verhältnis von Form, Inhalt und Wirkung ist und weder materiell noch ideell, sondern die Verbindung von Ideellem und Materiellem dar- und herstellt. -- HGG

StefanMerten bezeichnet als Information "Daten, die einen Unterschied machen" (nicht autorisierte Version, aus der Debatte von HGG extrahiert). -- HGG

Informationismus

Informationssphäre

Interpretation

(Eissler, 21.2.05) beschränkt die Fähigkeit der Interpretation von Syntax auf den Menschen. Damit können Computer keine Informationen speichern und verarbeiten. Sie tun dies lediglich mit Symbolen.

(StefanMn, 6.6.05) hinterfragt dies kritisch. U.a. wird auch darauf hingewiesen, dass in Computern die Symbole grundsätzlich selbstreflexiv sind.

(Capurro-95, Kap. 5): spezielle Form individueller Arbeit (im Sinne des weiten Arbeitsbegriffs), deren Wesen als gesellschaftliche Arbeit in deren Relevanz liegt. -- HGG

Interesse

Kommunikation

Kompetenz

(HGG, 21.2.05) führt den Begriff der Kompetenz ein, der aus Wissen erwächst.

Lehre

Lernen

(ElCasi, 28.6.05) enthält ein paar Gedanken zum Begriff Lernen.

Meinung

Messung

Auch was eine Messung ist und wann davon gesprochen werden kann, war heiß debattiert. (Meretz, 7.2.05) reserviert Messungen ausschließlich den Menschen. In (Meretz, 8.2.05) wird "tierisches Messen" mit Wahrnehmung bezeichnet. (Meretz, 9.2.05) begründet dies damit, dass es sich bei einer Messung um einen intentionalen Akt handelt. Dies wird u.a. in (Seefeld, 9.2.05) kritisch hinterfragt.

(ElCasi, 9.2.05) richtet die Aufmerksamkeit bei Messungen nicht auf Messinstrumente, sondern auf die Maßstäbe und Maße. Ein Meßwert wird als eine Abbildung von irgend etwas auf einen Maßstab begriffen. (StefanMn, 5.6.05) versucht dies in die Abbildung einer (physikalischen) Größe in eine andere zu präzisieren.

(StefanMn, 5.6.05) führt als Voraussetzung für eine Messung den Begriff des Sensors ein. Als Sensoren werden in diesem Zusammenhang auch alle Sinnesorgane betrachtet. (StefanMn, 5.6.05) beschreibt Sensoren als Wandler einer physikalischen Größe in eine andere.

Mitteilung

Nutzen

Parteilichkeit

Pragmatik

Relevanz

Reputation

Signal

(Eissler, 21.2.05) versteht ein Signal als eine Differenz. Für kognitive System muss diese Differenz wahrgenommen werden können.

Semantik

Symbol

(Nahrada, 10.2.05) fasst Symbole als Abstraktion aus Erfahrungen.

(Eissler, 21.2.05) stellt fest, dass ein Signal verknüpft mit einer Bedeutung zu einem Symbol wird. Damit kann potentiell sehr viel zu einem Symbol werden.

Syntax

Szene

Abgrenzbare Vielheit von Menschen, die sich mit einem bestimmten Themenkreis so intensiv beschäftigen, dass sie Träger des gesellschaftlich verfügbaren Wissens (iSv HGG) zu diesem Themenkreis sind und als solche gesellschaftlich die Aufgabe der Reproduktion dieser Wissensteile tragen (Beispiele: Linux-Entwickler, Fachchemiker, GIMP-Entwickler, ...)

Szenewissen

Spezielle Wissensform im Kontext von Wissen (iSv HGG), die den akzeptierten "state of the art" einer Szene bezeichnet. -- HGG

Trieb

Unterschied

Urteil

Verdrängung

Verschleierung

Verstehen

(Eissler, 21.2.05 bezeichnet den Prozess der Aneignung von Wissen als Verstehen.

Wahrheit

Wahrnehmung

Wahrnehmungsfähigkeit

Wechselwirkung

(ElCasi, 9.2.05) führt den Begriff der Wechselwirkung ein, die nach der dort geäußerten These auch ohne Messung auskommt.

Während dort Wechselwirkung und Kommunikation als sehr verwandt gesehen wird, betont (StefanMn, 5.6.05) gerade die Notwendigkeit von Wechselwirkung für Kommunikation. Auch die Unterscheidbarkeit von Signal und Rauschen wird hier hervor gehoben.

Wissen

In der ox-Debatte wird der Wissensbegriff in zwei grundlegend verschiedenen Bedeutungen verwendet:

(Meretz, 7.2.05) führt einen gesellschaftlichen Begriff von Wissen ein. Da nur Menschen Gesellschaften bildeten, ist dieser Begriff also auch auf Menschen beschränkt. Es wird argumentiert, dass Wissen historisch kumuliert wird, gesellschaftliche kumulierte Erfahrung bildet. Mittel für diese historische Kumulation ist eine Vergegenständlichung von Wissen. Wissen in diesem Sinne ist insbesondere eine genuin gesellschaftliche Kategorie. Diese Position wird z.B. auch von HGG vertreten und ist in (Fuchs-Kittowski) weiter ausgearbeitet. -- HGG

Wunsch

Weitere Aspekte

Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und gesellschaftliche Veränderung

In (Eissler, 7.2.05) wird allgemein auf die große Bedeutung von Informations- und Kommunikationstechnologie für Gesellschaftformen hingewiesen. Insbesondere sind auch epochale Umbrüche durch Veränderungen an diesen Technologien eingeleitet worden. Es wird darauf hingewiesen, dass die Richtung einer solchen Veränderung - etwa in eine emanzipatorische Richtung - aber nicht vorgegeben ist. Dies wird an verschiedenen historischen Beispielen illustriert.

(StefanMn, 5.6.05) hinterfragt in diesem Zusammenhang, ob vor der Folie der Oekonux-Debatte die reine Verbreitung von - ggf. herrschaftskritischen - Inhalten das zentrale Element einer gesellschaftlichen Veränderung sein kann.

In (StefanMn, 5.6.05) wird versucht, die besondere Qualität einer neuen Gesellschaftform an den Informationen fest zu machen. Dies u.a. dadurch, dass Informationen heute historisch erstmals direkt operationalisierbar ist. Der Gedanke wird in (StefanMn, 20.7.05) nochmals formuliert.

Begriffe in ihrer historischen Genese

(Eissler, 21.2.05) befasst sich mit der Entstehung und dem heute üblichen Gebrauch der Begriffe Wissen und Information.

Oekonux/Debatten/WissenInformation (last edited 2005-08-27 12:08:47 by StefanMertenEdit)

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